Anpassungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens zur Verbesserung der Teilnahme für Menschen mit Sehbehinderung

Ashley Denny
Bildung
February 13, 2025

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie wachen morgens auf, stehen aus dem Bett auf, navigieren durch Ihr Schlafzimmer, die Flure und das Badezimmer, erledigen Ihre Pflegeroutine und ziehen sich an, frühstücken und machen sich auf den Weg zur Arbeit. Klingt problemlos, oder? Wenn Sie jedoch eine Sehbehinderung haben, könnten sich diese einfachen Aufgaben fast unmöglich anfühlen.

Eine Sehbehinderung ist ein visuelles Defizit, das die Ausübung alltäglicher Tätigkeiten erschwert (National Eye Institute, 2024). Menschen mit Sehschwäche sehen sich täglich mit Hindernissen konfrontiert, die ihre Teilnahme an Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) wie Anziehen, Toilettengang, Baden, Körperpflege und Ernährung beeinträchtigen können. Unsere Aufgabe als Ergotherapeuten ist es, ihre Umgebung anzupassen, zu modifizieren und zu verändern, um ihnen ein Höchstmaß an Unabhängigkeit bei diesen Aufgaben zu ermöglichen.

Eine Sehbehinderung hat erhebliche Auswirkungen auf die Teilhabe von Betroffenen und kann Symptome von Depressionen und Angstzuständen verstärken (Kempen et al., 2012). Ich habe aus erster Hand erfahren, wie sich eine Sehbehinderung auf die Interaktion mit anderen und der Umgebung auswirkt. Daher habe ich diesen Beitrag verfasst. Darin werde ich Anpassungsideen für verschiedene Bereiche des Alltags vorstellen, die ich bei meinen Patient:innen mit Sehbehinderung als hilfreich empfunden habe.

Ernährung & Selbstversorgung

Stellen wir uns einen gedeckten Tisch vor: Platzdeckchen, Teller, Besteck und eine Tasse. Aber was wäre, wenn alle diese Gegenstände weiß wären? Was wäre, wenn das Essen auf dem Teller ebenfalls weiß oder in einer hellen Farbe wäre? Hier kann man zuerst überlegen, was man ändern könnte, um einen höheren Kontrast zwischen diesen Gegenständen auf dem Tisch zu schaffen. Da wir die Farben der Speisen auf dem Teller nicht ändern können, können wir den Patient:innen einen farbigen Teller anbieten (z.B. rot oder blau). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Teller mit hohem Rand bei Patienten mit Sehschwäche als zuverlässig erweisen, um Kleckern und Chaos zu vermeiden. Je nach Patient:in kann sich angepasstes Besteck (z.B. mit verstärktem Griff) gut eignen, um eine besserre Handhabung zu ermöglichen und den Farbkontrast zum Hintergrund des Tischsets oder des Tisches zu erhöhen. Mit einem grauen oder schwarzen Griff können diese einen Kontrast zum hellen Hintergrund bilden. Wenn Personen Besteck mit angepasstem Griff nicht verwenden möchten, könnte farbiges Besteck für einen besseren Kontrast sorgen.

Ankleiden

Ich habe festgestellt, dass das Anziehen für Menschen mit Sehbehinderung die am schwierigsten anzupassende Aktivität des täglichen Lebens (ADL) ist. Für einige Patient:innen ist möglicherweise der gesamte Prozess – Zurechtfinden im Schlafzimmer, Auswahl von Kleidungsstücken, Ausziehen der alten Kleidung und Anziehen neuer Kleidung – herausfordernd. Doch auch hier habe ich verschiedene Wege gefunden, diese zu erleichtern.

Ich habe diese Patient:innen zum Beispiel durch Anbringen eines farbigen Stoffstücks auf der Rückseite der Kleidungsstücke unterstützen können. Durch eine Kontrastfarbe auf der Rückseite kann der Patient die Kleidung besser ausrichten, bevor er sie anzieht. Obwohl diese Methode meist gut angenommen wurde, glaube ich, dass noch mehr Forschung und Interventionen im Bereich des Anziehens bei Sehbehinderung notwendig sind, um Patient:innen mit Sehbehinderung besser bei dieser Aufgabe zu unterstützen.

Toilettengang

Der Toilettengang kann für ältere Erwachsene eine Herausforderung sein, und Sicherheit hat für mich als Ergotherapeutin oberste Priorität. Mit einer zusätzlichen Sehbehinderung kann diese Aufgabe fast unmöglich erscheinen. In einem Standardbadezimmer befindet sich die Toilette normalerweise in der Nähe einer Wand. Wenn man in einer betreuten Wohnanlage lebt, wie es bei meinen Patienten der Fall ist, sieht man möglicherweise eine weiße Wand, eine weiße Toilette und einen hellen Boden – ein wahrer Alptraum für Menschen mit Sehbehinderung!

Hier bietet es sich an, eine horizontale oder vertikale Haltestange zu installieren, um die Orientierung und Ansteuerung der Toilette zu verbessern. Farbiges Klebeband oder eine Lackierung der Haltestange kann den Kontrast zur Wand erhöhen. Bei älteren Erwachsenen besteht zudem häufig der Bedarf nach weiteren Anpassungen wie erhöhten Toilettensitzen. Wenn man einen erhöhten Toilettensitz für Patient:innen mit Sehbehinderung auswählt, ist es am besten, eine Option mit einem starken Kontrast zur Toilette selbst zu wählen. Wenn die Toilette beispielsweise weiß ist, wäre ein dunkelgrauer oder blauer Sitz ideal, um die Orientierung beim Positionieren auf dem Toilettensitz zu erleichtern. Ein erhöhter Toilettensitz mit Armlehnen auf beiden Seiten ist ideal, um eine zusätzliche taktile Rückmeldung zu geben.

Wenn ein Patient einen erhöhten Toilettensitz ablehnt, kann es hilfreich sein, einen farbigen Klebestreifen auf den Toilettendeckel anzubringen, um die Abmessungen der Toilette besser wahrnehmbar zu machen. Das Anbringen eines kleinen Stücks Klebebands am Spülschalter kann ebenfalls dabei helfen, die Aufgabe des Toilettengangs zu vereinfachen. Bei dieser einfachen, kostengünstigen Anpassung ist es wichtig, auf die Hygiene zu achten, Reinigungspläne einzuhalten und das Klebeband regelmäßig zu wechseln.

Körperpflege

Ach, die vielen Gegenstände auf dem Waschbeckenrand! Ich weiß nicht, wie Ihrer Meinung nach eine typische Badezimmerablage aussehen sollte, aber für jemanden mit Sehbehinderung gilt: Je minimalistischer, desto besser. Ich hatte eine Patientin, die ihre Pflegeroutine am Waschbecken durchführte, dabei jedoch regelmäßig die falschen Behälter auswählte, weil sie die Gegenstände auf der Ablage nicht richtig sehen konnte. Für diese Gegenstände habe ich mit einfachen, kostengünstigen Anpassungen große Erleichterungen für sie schaffen können. Ich habe durchsichtiges Klebeband auf der Vorderseite ihres Seifenspenders angebracht und diesen mit großen, schwarzen Buchstaben als „SEIFE“ beschriftet. Diese Patientin benutzte beim Zähneputzen gerne einen Becher. Auch diesen habe ich beschriftet, indem ich „BECHER“ in großen, schwarzen Buchstaben auf einem Klebebandstreifen angebracht habe. Da diese Patientin auch eine Demenzdiagnose hatte, habe ich ein blaues Klebeband am kalten Wasserhahn und ein rotes Klebeband am warmen Wasserhahn angebracht, um ihr die richtige Auswahl zu erleichtern. Diese einfachen, kostengünstigen Anpassungen haben die Selbstständigkeit der Patientin erheblich verbessert. Dabei haben wir das Klebeband regelmäßig ausgetauscht oder mit Desinfektionstüchern gereinigt, um Bakterien zu vermeiden.

Baden & Duschen

Wenn doch ästhetische Badezimmer auch sicher und funktional wären! Wenn ich an eine typische Dusche im Badezimmer denke, stelle ich mir eine komplett weiße Duscharmatur vor. Für ältere Erwachsene kann eine solche Einrichtung eine der schwierigsten Aufgaben des Tages darstellen.

Um jemandem in dieser Situation zu helfen, die Herausforderungen einer Dusche besser zu bewältigen, könnte man einen Duschstuhl oder eine Duschbank zur Verfügung stellen, um das Sturzrisiko auf dem nassen Untergrund zu verringern. Bei der Auswahl eines Duschstuhls ist es am besten, einen dunkelgrauen oder blauen Stuhl mit Armlehnen zu wählen, um einen besseren Kontrast zum weißen Hintergrund zu schaffen.

Für eine Person, die über ein gutes Gleichgewicht verfügt und keinen Duschstuhl akzeptieren möchte, können kontrastreiche, rutschfeste Gummimatten auf dem Boden angebracht werden, um den Übergang vom Badezimmerboden zur Dusche besser zu erkennen. Wenn ein Patient eine ebenerdige Dusche hat, kann das Anbringen eines roten Streifens an der Kante der Dusche helfen, eine kleine Höhenänderung zu kennzeichnen. Große Etiketten auf Duschutensilien wie Shampoo und Spülung können ebenfalls außen auf den Flaschen angebracht werden, um die Identifikation der Produkte zu erleichtern.

Functional Mobility

Es gibt viele Anpassungen, die für die Functional Mobility vorgenommen werden können – ich könnte damit einen ganzen neuen Beitrag füllen (möglicherweise ein kleiner Ausblick). Ich werde darüber sprechen, was ich bei meinen eigenen Patient:innen adaptieren konnte.

Ich hatte einen Patienten, der in einer betreuten Wohneinrichtung lebte. Die Einrichtung seines Zimmers war einfach: eine kleine Küche, ein Badezimmer und ein großer Raum mit einem Bett, einem Stuhl und einem Fernsehschrank. Dieser Patient stieß ständig gegen Wände, bog zu früh ab, kam aufgrund der Nähe zu den Wänden nicht richtig durch Türöffnungen und konnte die weißen Wände nicht von den weißen Türen unterscheiden. Ich habe seine Umgebung angepasst, indem ich blaues Klebeband vom Boden bis zur Decke an jeder Ecke, jedem Türrahmen, jeder Türkante und in der Nähe von Griffen angebracht habe. Dies half dem Patienten, zu erkennen, wann er sich dem Ende einer Wand oder einer Türöffnung näherte, sodass er sich besser zurechtfinden konnte.

Obwohl dies alles erfolgreiche und größtenteils kostengünstige Anpassungen waren, die ich persönlich bei meinen Patienten angewendet habe, gibt es viele weitere Möglichkeiten, eine Umgebung für Menschen mit Sehbehinderung zugänglicher zu machen. Jede Anpassung sollte dabei individuell auf den Patienten und die spezifische Umgebung zugeschnitten sein. Wir müssen zunächst die Barriere identifizieren, die der Patient erlebt, um eine vollständige Unterstützung bei der Anpassung und Behandlung bieten zu können (Berger et al., 2013). Wenn ich Anpassungen vornehme, hole ich immer zuerst die Zustimmung des Patienten (oder der bevollmächtigten Person) ein, bevor ich die Umgebung verändere. Der Patient könnte an die aktuelle Umgebung gewöhnt sein, sodass eine plötzliche Änderung das Gegenteil bewirken und mehr Verwirrung als Erleichterung schaffen könnte. Studien zeigen, dass Menschen, die Sehbehinderten-Dienste in Anspruch nehmen, eine Verbesserung ihrer Aktivitäten des Alltags erfahren (Lamoureux et al., 2007). Ich glaube, dass noch viel Forschung zum Thema Sehbehinderung im Zusammenhang mit ADL durchgeführt werden muss und weitere Anpassungen auf klinischer Ebene getestet werden sollten, um die Selbstständigkeit der Patienten nachhaltig zu verbessern.

Die Autorin

Ashley Denny, OTD, OTR/L ist eine Ergotherapeutin im Bereich Geriatrie bei FOX Rehabilitation. Sie hat ihr Studium an der Chatham University abgeschlossen und 2023 ihren Doktortitel in Ergotherapie erworben. Sie hat die First Response Low Vision Certification von der Pennsylvania Occupational Therapy Association (POTA) sowie die Low Vision Micro-Credentivon der American Occupational Therapy Association (AOTA) erhalten. Zusätzlich arbeitet sie als Content Creatorin für die digitalen Plattformen von FOX und erstellt Inhalte für Therapeut:innen in den Vereinigten Staaten zu Themen wie Anpassungen bei Sehbehinderung und Demenz, Arthritis, Schlaganfallrehabilitation und häusliche Sicherheit für ältere Erwachsene.

Literaturverweise

Berger, S., McAteer, J., Schreier, K., & Kaldenberg, J. (2013).  Occupational therapy interventions to improve leisure and social participation for older adults with low vision: A systematic review. The American Journal of Occupational Therapy, 67(3), 303-311. https://doi.org/10.5014/ajot.2013.005447

Kempen, G. I., Ballemans, J., Ranchor, A. V., van Rens, G. H., & Zijlstra, G. A. (2011). The impact of low vision on activities of daily living, symptoms of depression, feelings of anxiety and social support in community-living older adults seeking vision rehabilitation services. Quality of life research, 21(8), 1405–1411. https://doi.org/10.1007/s11136-011-0061-y

Lamoureux, E. L., Pallant, J. F., Pesudovs, K., Rees, G., Hassell, J. B., & Keeffe, J. E. (2007). The effectiveness of low-vision rehabilitation on participation in daily living and quality of life. Investigative Ophthalmology &Visual Science, 48(4), 1476. https://doi.org/10.1167/iovs.06-0610

Occupational therapy practice framework: Domain and process—Fourth edition. (2020). The American Journal of Occupational Therapy, 74(Supplement 2). https://doi.org/10.5014/ajot.2020.74s2001

U.S. Department of Health and Human Services. (2024). Low vision. National Eye Institute. https://www.nei.nih.gov/learn-about-eye-health/eye-conditions-and-diseases/low-vision#section-id-6335